Im Gespräch mit Madeleine KrĂ¼ger
Hamburg. (RO) Sie ist 32, blond, braungebrannt und eine leidenschaftliche Seglerin. Am 1. Juni fliegt sie nach New York, um von dort mit vier weiteren Frauen die Segelyacht „KPMG“ alias „GlĂ¼cksburg“ nach Newport zu Ă¼berfĂ¼hren. Am 16. Juni wird es dann Ernst: Madeleine KrĂ¼ger startet beim „HSH Nordbank Blue Race“ von Newport (Rhode Island) nach Hamburg. wir sprachen mit der RĂ¼ganerin vor ihrem Flug in die USA.
Die Frauen-Crew der "KPMG" alias "GlĂ¼cksburg" (Foto: KPMG) 
Madeleine, Ă¼berrascht Ă¼ber die Anfrage zum Interview?
Madeleine: Ich freue mich, dass auch ein Heimatmagazin mitfiebert. Unser Team wurde von verschiedenen Medien & Sendern angesprochen und hat anschlieĂŸend berichtet.
Was wĂ¼rdest Du Lesern denn sagen wollen, die sich fĂ¼rs Segeln interessieren und: Wie bist Du dazu gekommen?
Madeleine: Geht segeln – macht eure Erfahrung auf dem Wasser und mit der Natur. Lesern, die sich dafĂ¼r interessieren, wĂ¼rde ich auf jeden Fall eine solide Grundausbildung auf der Jolle an einer Segelschule empfehlen. Dort wird man von der Pike auf geschult. Später kann man dann ein besseres GefĂ¼hl fĂ¼r das „Dickschiff“ entwickeln…
Freunde haben mich zum Segeln mitgenommen…es hat mir von Anfang an SpaĂŸ gemacht und meine Welt verändert – kurze Zeit später habe ich mir Ă¼berlegt, es richtig anzugehen. Ich habe eine Ausbildung zur Segel- und Wassersporttrainerin absolviert, dann in dem Bereich gearbeitet und die verbleibende Zeit fĂ¼r Segelreisen in viele Länder oder zu ĂœberfĂ¼hrungen genutzt. So kamen einige 1000 Seemeilen zusammen. Wie segelverrĂ¼ckt muss man fĂ¼r die Teilnahme an dieser anspruchsvollen Regatta sein?
"Ich bin segelverrĂ¼ckt..." (Foto: M. KrĂ¼ger)
Madeleine: Ich bin segelverrĂ¼ckt. Es ist fĂ¼r mich die grĂ¶ĂŸte Herausforderung das zum ersten Mal in 140 Jahren Regatta geschehen auf der Route von Newport nach Hamburg eine 14-köpfige Frauencrew ins Rennen Ă¼ber die nördliche Halbkugel geht. Im Vordergrund steht fĂ¼r mich die Teamfähigkeit. Seglerisch sollte man Seemannschaft, gesammelte Erfahrungen, Seefestigkeit etc. im Hochseesegelbereich mitbringen. Ich habe beispielsweise schon einmal den Atlantik Ă¼berquert und bin mit vielen anderen Crusing-Yachten und Racern unterwegs gewesen. Daher war fĂ¼r mich die Antwort auf die Frage, ob ich mitsegle, klar.
Der Nordatlantik gilt als WetterkĂ¼che Europas. Was wird Euch erwarten?
Madeleine: Wir haben uns auf die zu erwartende Wettersituation vor-bereitet. Wir erwarten voraus-sichtlich ostwärts ziehende Tiefdruckgebiete. Da wĂ¼rden wir uns natĂ¼rlich gern dranhängen. Also mit entsprechendem RĂ¼cken-wind und der Sonne im Gesicht
dem Ziel entgegen segeln. Die Durchschnittstemperatur zu der Zeit wird bei zehn Grad liegen – wir wissen natĂ¼rlich, dass es keine Bikini-Segelreise wird. Von den Wellen und eventuell schlafenden Walen ganz zu schweigen.
Die Vorbereitung zu der Regatta waren ja auch von der Belastung her nicht ohne... nachdem Du dich gegen andere Seglerinnen in mehreren Runden durchsetzen musstest, ging es ja auch noch mal zwei Wochen zum Segeln in die Karibik. Wie bringt man da Hobby und Arbeit unter einen Hut?
Madeleine:
Bei mir ist das schon etwas Spezielles, weil ich als selbstständige Grafikerin arbeite.
Das heiĂŸt ich konnte mit meinen Auftraggebern im Vorfeld sprechen und verhandeln: PaĂŸt auf, Segel auf einer Regatta mit Ă¼ber 3500 sm.
Andere haben durch die Presse mitbekommen, was ich mache. Sie finden es toll, dass ich diese sportliche Herausforderung annehme und stehen voll hinter mir. Sie sehen mich ja auch im Team... Jemand der nicht Teamfähig ist wird sicher nicht gewĂ¼nschte 18 Tage mit 13 verrĂ¼ckten anderen Frauen segeln.
Du bist ja nicht nur Grafikerin, sondern auch Wassersportlehrerin... was kann man denn beim Segeln fĂ¼r den Alltag lernen?
Madeleine: Dieses Segeln befreit von allen Sorgen die man so tagtäglich mit sich rumschleppt, macht Mut fĂ¼r neue Projekte. Du bist klarer im Kopf. Du lernst immer wieder neue Leute kennen und hast eine soziale Anbindung. Es ist einfach so: Wenn Du vom Wasser kommst, hast Du ein dickes fettes Grinsen auf dem Gesicht. AuĂŸerdem lernt man eine Menge fĂ¼rs Leben, weil Du Dich mit der Natur auseinander setzen musst und auch im Sturm den geraden RĂ¼cken beweisen musst da gibt es dann kein Aufhören oder Jammern... Also man entwickelt einen ganz schönen Kämpferinstinkt. Und die Frauen, die ich nun kennen gelernt habe in unserem Team, sind so wie ich: sie geben nicht auf und tun alles fĂ¼r´s Segeln.
"...jede freie Minute zum Segeln genutzt." (Foto: M. KrĂ¼ger)
Wie schätzt Du die Chancen fĂ¼r Deine Crew ein? Ihr hattet ja eine Top-Vorbereitung...
Madeleine: Wir haben uns in kleine Teams aufgeteilt und jede freie Minute zum segeln genutzt. Jedes Team hat eine feste Aufgabe bekommen, wie z.B. Technik an Bord, Logistik, Versorgung, Navigation, Sponsoring und Presse, etc. Fast ein Jahr haben wir gebraucht um letztlich unsere Crew aufzubauen. Jetzt sind wir sehr gut aufgestellt. Wir fĂ¼hlen uns fit und gut vorbereitet. Der Tag beginnt mir einem Lauftraining und einem anschlieĂŸenden Krafttraining – und wenn es nur die LiegestĂ¼tzen am offenen Fenster sind – Hauptsache man tut was. In der Karibik haben wir auch unser Schiff noch besser kennen gelernt. Die Positionen sind alle besetzt. Durch die ständigen Trainings haben wir Manöverabläufe gezielt trainiert. Wir haben unendlich kommuniziert, wie wir unsere Kräfte sinnvoll einsetzen, um die Abläufe weiter zu optimieren. Darum denken wir auch, dass wir gut vorbereitet sind... Unser Ziel ist es gut und sicher Ă¼ber den rauen Nordatlantik zu kommen. Es ist uns eine Ehre mitzusegeln!
Madeleine, wir wĂ¼nschen Dir und Deinem Team eine spannende und rasante Regatta. NatĂ¼rlich hoffen wir Dich bald wieder auf RĂ¼gen zu begrĂ¼ĂŸen...
Madeleine: Ja, ich bedanke mich auch – es hat mir SpaĂŸ gemacht, Dich und das „Ă  la carte“ Magazin Ă¼ber unser Vorhaben zu informieren. Einen schönen Sommer euch allen!
(Beitrag fĂ¼r das Urlaubermagazin „Ă¡ la carte“)  
Anmerkung:
Das Rennen auf dem Nordatlantik gilt bei Amateurseglern als das Abenteuer des Lebens. Die Veranstalter rechnen mit bis zu 60 Schiffen, viele davon hochkarätig (!) Torben Knappe vom Event-Team: „...viele stehen in den Startlöchern.“ Das anspruchsvolle Rennen ist offen fĂ¼r alle Einrumpf-Hochseeyachten ab 40 FuĂŸ (12,20 Meter) – Mit dabei: Deutschlands 1. Damen-Crew...