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Im Gespräch mit Karl-Heinz Richter

Bergen. (RO) Diesmal sind wir zu Gast beim ehemaligen Radrennfahrer und mehrfachen deutschen Meister Heinz Richter. Er lebt heute in Bergen auf der Insel Rügen und ist dem Radsport auch weiterhin verbunden.  
Herr Richter, wir haben gelesen, dass Sie ihre sportliche Laufbahn mit Eishockey begonnen haben. Wie kommt man vom Eishockey zum Radsport?
Als Kinder wurden wir von den Schulen immer angehalten sehr vielseitig Sport zu treiben. Und in unserem Dorf, wo ich groß geworden bin, war das eben so, dass dort im Winter Eishockey auf Initiative des Bürgermeisters angeboten wurde, also haben wir Eishockey gespielt. In den Sommermonaten hat man andere Sachen gemacht. Durch die generell gute Berichterstattung von der Friedensfahrt wurden wir dazu angehalten, uns in den Schulen an kleinen Friedensfahrten zu beteiligen und da war ich immer der Beste. So kam ich vom Eishockey zum Radsport.
Nach den DDR-Jugendmeisterschaften wechselten Sie zum SC Dynamo. Wie wichtig war dieser Schritt, um auch sportlich weiter zu kommen?
Das war natürlich der ganz entscheidende Schritt, weil wir ja zu meiner Zeit keine kontinuierliche Förderung hatten. Man musste durch sportliche Leistungen überzeugen, dass der Trainer eines Klubs auf einen aufmerksam wurde. Das konnte man nur, indem man sich an Wettkämpfen beteiligte, die überregional waren. Also deutsche Meisterschaften und da konnten die Trainer eben sehen: Mensch, da kommt einer aus so einer kleinen BSG (Betriebssportgemeinschaft - Anm. d. Red.), da müssen wir uns mal hinterklemmen. Und wenn man dann also angesprochen wurde... Das war dann eine große Ehre.
1967 wurden Sie dann DDR-Meister im Zeitfahren. Wie ging es danach weiter?
Die Jahre verliefen sehr rasant. Im Herbst 1963 bin ich zum Klub gekommen und 1964 war ich schon im Nationalmannschaftskader. Und von da an dann nur noch in der Nationalmannschaft. 14 mal war ich deutscher Meister der verschiedensten Disziplinen gewesen, zwei mal Vizeweltmeister und dann eben auch noch die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 1972.
Heinz Richter im Mannschafts-Trikot (Foto: Heinz Richter)
Welche Erinnerungen haben Sie noch an München?
An München gibt es ganz unterschiedliche Erinnerungen. Einmal die sportliche Leistung, dass wir die Silbermedaille erringen konnten. Andererseits waren wir etwas zweigeteilt, denn wir waren auf Gold aus. Aber durch den Umstand, dass das Halbfinale und Finale an einem Abend gefahren wurden... Wir trafen in unserem Halbfinallauf auf die Russen – einen sehr harten Gegner, gegen den wir das Rennen erst auf den letzten 2-3 Metern entscheiden konnten. Danach waren wir total am Ende, aber glücklich, dass wir das Finale erreichten. In dem anderen Halbfinallauf mussten die Westdeutschen gegen die Engländer fahren. Da diese jedoch nach drei Runden einen Reifenschaden hatten und das Rennen so schon nach der Hälfte beendet war, haben die Westdeutschen natürlich nur gelacht. Für sie war das Halbfinale nur ein Warmfahren. Zwar sind wir dann mit großem Kampfgeist in den Finallauf gegangen, aber dort haben letztlich die paar Körner gefehlt. Sonst - so bin ich überzeugt – hätten wir auch den Sieg holen können.
Was wünschen Sie sich für den Radsport auf der Insel?
Ich würde mir schon wünschen, dass es mit dem allgemeinen Sport so weiter läuft. Denn: Radfahren ist einer der gesündesten Sportarten. Den jungen Talenten wünsche ich vor allem viel Durchhaltevermögen.  Talent allein reicht aber nicht. Man muss auch den Willen dazu haben, um das durchzustehen. (Das Gespräch führte T. Seegert)

Noch mit dem Rad auf der Insel aktiv unterwegs: Heinz Richter (Foto: Heinz Richter)


Ein Bericht von T. Seegert

Binz. (RO) Wer trotz fallender Temperaturen nicht auf eine aktive Betätigung verzichten möchte, dem bieten sich viele Möglichkeiten zu ausgedehnten Wanderungen mit unterschiedlichster Beanspruchung. Zu den beliebtesten Wandergebieten der Insel zählt zweifellos die Granitz.

Die Granitz gilt mit einer Fläche von etwa 1.100 ha als eine der größten Buchenwaldgebiete Norddeutschlands. Schon bedingt durch seine Lage – unmittelbar südöstlich von Binz – eignet es sich als ideales Gebiet zum Wandern. Eine Anfahrt über das Ostseebad und Parkmöglichkeiten befinden sich sowohl am Kleinbahnhof, als auch am Klünderberg (beim Tennisplatz).
Noch zu finden: Alte Wegweiser.
Obgleich eine Küstenwanderung am Granitzer Hochufer zu den faszinierendsten Wanderungen gehört, haben wir uns witterungsbedingt für eine Wanderung zum Jagdschloss Granitz entschieden. Der Vorteil liegt auf der Hand: Eine Fortführung in Richtung Graftitz (Haltestation der Kleinbahn) und die Möglichkeit für einen Abstecher zu den Hünengräbern bei Lancken-Granitz ist für jedermann geeignet. Außerdem kann die Strecke jederzeit den Bedürfnissen des Wanderers angepasst werden.
Informationstafeln am Rande der Granitz.
Wir starten dazu am Kleinbahnhof in Binz und folgen der Straßenführung geradewegs in südöstlicher Richtung. Der Bahnübergang bleibt jedoch rechter Hand liegen und es geht vorbei an einer kleinen Neubau-Siedlung und dem rechts liegenden Torhaus. Heute erinnert es uns daran, dass einst das Jagdrevier der Granitz eingezäunt war. Nach etwa 30 Minuten einer schönen Waldwanderung mit Anstieg erreichen wir bereits das Jagdschloss auf dem Tempelberg.
Thronend auf dem Tempelberg: Das Jagdschloß.
Es war Bestandteil der Konzeption der fürstlichen Residenz Putbus, wurde bis 1846 errichtet und war früher Ausgangspunkt zahlreicher Treibjagden. Als einer der schönsten Aussichtspunkte der Insel Rügen lädt es zu einer Besteigung des mittigen Wachturmes – der nach den Plänen Karl Friedrich Schinkels errichtet wurde - ein. Der sich bietende Rundblick über die herrlichen Buchenwälder entschädigt auch für die Überwindung bei der Besteigung.
Immer wieder eine Herausforderung: Die Turmbesteigung.
Zerstreuung erfährt man dagegen in der Ausstellung des Schlosses. Wer nun noch eine kurze Stärkung wünscht, wird in den Kellergewölben fündig. In der „Alten Brennerei“ kann man sich – außer montags – mit einer deftigen Brotzeit oder Kaffee und Kuchen verwöhnen lassen.   
Zur weiteren Erkundung schlagen wir eine Fortführung zur bereits erwähnten Haltestation Graftitz vor. Sie liegt nur etwa 1 km unterhalb des Tempelberges und bietet zwei Optionen: Eine Rückfahrt mit der Kleinbahn zum Ausgangspunkt – der Bahnstation Binz – oder einen Abstecher (2 km) zu den Hünengräbern bei Lancken-Granitz.
Stumme Zeitzeugen - alte fürstliche Alleen.
Letzterer kann als Abrundung für die Wanderung nur angeraten werden. Geradezu romantisch wandert man dazu weiter auf der kaum befahrenen Allee mit historischen Kopfsteinpflaster. Ziel ist zunächst die Ortschaft Lancken-Granitz. Auch das Kirchdorf hatte eine bewegte Geschichte. Bedingt dadurch, dass zur Schwedenzeit und zur Zeit der französischen Okkupation die Heerstrasse von Mönchgut zur Festung Stralsund direkt durch den Ort führte, litt man unter zahlreichen Einquartierungen. So wählte u.a. auch der schottische Lord Cathcart 1807 mit einer britischen Legion Lancken-Granitz als Lager. Der 1812 zum General ernannte Haudegen, nahm übrigens später an der Seite des russischen Zaren Alexander an den Befreiungskriegen teil und war als Diplomat auf dem Wiener Kongress.
Nachdem wir den Ort durchquert haben, halten wir uns an der „Alten Mühle“ links auf der „Bäkertrift“, dann – beim nächsten Abzweig - wieder rechts. So erreichen wir direkt die fünf neusteinzeitlichen Großdolmen, auch Hünengräber genannt.
Erinnerung an die Gräber-Untersuchung
Sie wurden in den Jahren 1971-1972 auf Initiative des Oberlehrer Furthmann freigelegt und wissenschaftlich untersucht. Ihr Alter wird auf etwa 4000 Jahre geschätzt.
Nach diesem Abstecher geht es wieder über Lancken-Granitz zurück zur Bahnstation Graftitz. Mit der Kleinbahn erreichen wir den Ausgangspunkt unserer Wanderung – den Kleinbahnhof in Binz.
       
Eines der Hünengräber.
Ein Bericht von Dirk Liedtke

Binz. (RO) Gegen 6:00 Uhr morgens setzte der Regen ein. Und er hielt an. Es goss auch um 10:00 Uhr, als die Profis als erste das Rennen aufnahmen. Mit 1,9 km Schwimmen sollte es losgehen. Doch das wurde gestrichen. Nein, nicht der Regen, der jetzt auch noch von Gewittergrummeln untermalt wurde, war schuld. Sondern der scharfe Nord-Ost, der seit ein paar Tagen bis zu zwei Meter hohe Wellen an den Binzer Strand warf. Da war nix mit Schwimmen. Ich hatte es tags zuvor probiert und war ständig von der Richtung abgekommen.

Und jetzt? Stand die Veranstaltung auf der Kippe? Nein. Der immense Organisationsaufwand in Binz und auf Rügen wurde trotz der Wetterkapriolen mit Bravour gemeistert. Das für den Laien recht streng anzusehende Reglement einer Triathlon-Veranstaltung mit Profibeteiligung schreibt alles Mögliche bis ins Detail vor. Das muss auch so sein, der Sicherheit aller und des geordneten Ablaufs wegen. Aber in Binz und auf Rügen nahm man sich einer solch großen Veranstaltung mit 1 300 Teilnehmern zum ersten Mal an. Es mussten zum Beispiel Straßen gesperrt, Strecken markiert, Wechselzonen errichtet, ein zeitlich genau terminierter Ablaufplan erstellt und hunderte an einheimischen Helfern gewonnen werden. Schon das Lesen der Informationsblätter hatte bei mir eine Stunde gedauert.
11.00 Uhr: Start bei strömendem Regen auf der Binzer Promenade
Es griff Plan B: Der Schwimmpart wurde zum Lauf umgewandelt. Um 11:00 Uhr stand ich als Startläufer der Staffel Rügen-Outdoor-Club mit den anderen Staffelstarten und den Triathleten der Altersklasse M 35-39 unter strömendem Regen auf der Binzer Strandpromenade. Wir gehörten zum letzten Block von insgesamt 8 Startblöcken. Laufen war mir zwar vertrauter als Schwimmen, aber ich hätte mich heute lieber in die Ostseewellen gestürzt. Ging halt nicht. Bei den anstehenden  5 km wollte ich natürlich Franko und Helge so gut es ging vorlegen. Wow, das ging gleich ordentlich los. Ist wohl so, dass das Warmlauftempo der meisten Triathleten meinen 5 km Wettkampftempo entspricht. Nun denn, die Hatz führte die gepflasterte Strandpromenade nord-westwärts entlang.

Den Pfützen ausweichen lohnte nicht...
Den Pfützen auszuweichen lohnte nicht, da eh schon alles vom Regen aufgeweicht war. Jetzt kamen auch noch ordentliche Portionen Schweiß dazu. Nach 2 km führte der Kurs links ab und schickte uns über Waldboden, prima aufgeweicht und mit richtig großen Pfützen. Egal, auch da ging es mittendurch. Die letzten zwei Kilometer führten dann wieder geradenwegs auf der Promenade zurück, links grüßte die Ostsee mit weißen Wellenkämmen. Leider konnte ich auf dem letzten km nicht mehr zusetzten. Ich war froh, als es hinunter auf den Strand in die mit Zelten bebaute und mit Bändern und Zäunen abgesteckte Wechselzone ging.
Franko in der Wechselzone. Gleich beginnt der 90 km - Ritt.
Da erwarteten mich schon Franko und Helge. Gemeinsam fummelten wir den Zeitmesschip von meinem Fuß und kletteten ihn an Frankos. Der musste jetzt den Strand, die Düne und eine über die Promenade aufgebaute Gerüstbrücke hoch laufen, um in die Bike-Wechselzone zu gelangen. Dort hieß es Schuhe an, Helm auf, Bike aus der Zone schieben, aufsteigen und fahren: 90 km über zwei Runden. Und es regnete immer noch, wahre Schauergüsse gingen nieder. Das machte das Fahren richtig riskant. Einige Stürze und Ausfälle gab es, Triathlon ist ein hartes Sportgeschäft. Franko legte locker los. Die Fahrt ging über Prora, Bergen, Putbus und Zirko zurück nach Binz. Ein kurvenreicher Kurs mit einigen Höhenmetern. Und natürlich nassen Straßen und dem Nord-Ost. Im trockenen Zelt auf dem Binzer Strand fieberten wir mit, ob denn auch alles gut gehen würde?        

Kampf am Klünderberg, Franko kurz vor dem Wechsel
„Mir ging es auf der Strecke wirklich super. Ich hatte mir das Rennen gut eingeteilt. Locker losfahren und dann steigern ist jedoch nicht ganz aufgegangen. Auf der zweiten Runde hab ich bisschen verbummelt – hatte mich bisschen durch das permanente und mich natürlich erfreuende Überholen einlullen lassen und es fehlte bisschen der Biss. In der ersten Runde wurde ich wenigstens von den ersten Profis überholt, was mich anspornte, aber nicht verleitete zu überpesen. Na ja, der Wind in der zweiten Runde war auch stärker. Also alles supi. Ach so ja, das Wetter – ja Wetter hatten wir – aber hat uns das wirklich gestört – wir sind doch ein Iron Team!“
Wir erwarteten Franko in der Wechselzone am Strand, wohin er wieder zurücklaufen musste. Klasse, Franko hatte einige Platzierungen gut machen können. Jetzt wieder den Zeitmesschip umkletten und Helge war dran. Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen und die Sonne kam spätsommerlich durch. So waren die Bedingungen für die Halbmarathonläufer recht gut. Helge setzte den Strand hinauf auf die Promenade. Vier Runden musste er laufen, um auf 21,1 km zu kommen. Für ihn hieß das vor allem: die Kräfte gut einteilen. Aber es gab auch reichlich Ansporn am Streckenrand, denn an der Promenade standen die Zuschauer dicht gedrängt und heizten den Athleten ordentlich ein. Wir mischten uns natürlich darunter. Es hatte hohen Unterhaltungswert, die Triathleten vom Profi bis zum Freizeitsportler aus der Nähe zu erleben. Und jedes Mal, wenn Helge vorbeikam, feuerten wir ihn natürlich besonders kräftig an.

Helge auf der Strandpromenade. Schnappschuß beim Anfeuern.
„Die Laufstrecke war in Teilen auf Höhe MZO-Gelände durch den aufgeweichten Boden nur langsam zu durchlaufen. Habe versucht, an den Getränkestationen etwas mit dem Puls runterzukommen und habe mich ordentlich verpflegt. Durch die enge Laufstrecke war das Überholen schwierig. Da man Einzelstarter, die schon viel mehr in den Knochen hatten, überholen konnte, hat man die Orientierung der eigenen Zeit etwas verloren, sozusagen ging es mir da wahrscheinlich wie Franko. Der Zieleinlauf war zum Schluss ganz witzig. Ich habe euch wirklich nicht gesehen und war zu sehr auf meinen Vordermann fixiert. Als er mich 2 km vor dem Ziel sah, hat er Gas gegeben und ist 4sek vor mir als Achter in Ziel gekommen. Ich hätte jedenfalls Lust auf eine Wiederholung, nächstes Jahr mit Schwimmen!“
Endlich am Ziel. Freude über das Erreichte.
Bravo! Helge erreichte eine neue persönliche Bestzeit im Halbmarathon und auch er konnte einige Platzierungen gut machen, so dass wir als siebente reine Männerstaffel und als neunte Staffel gesamt einkamen – auf jeden Fall unter die Top ten! Außerdem war unsere Staffel vom Rügen-Outdoor-Club die schnellste Staffel von Rügen! Das macht uns stolz und wir bedanken uns bei Torsten, der uns zusammengebrachte sowie im Vorfeld und auch vor Ort in allen Belangen hervorragend unterstützte.

Results Agegroup Women/Men
IRONMAN 70.3 Rügen 2014
IRONMAN 70.3 Rügen Relay
INOFFICIAL RESULTS
Relay Man
Rügen Outdoor Club
1274
4:50:02
7
Liedtke, Dirk 1 SWIM (RUN)
0:23:44
12 0:23:44
Adam, Franko 2 BIKE
2:37:19
5 3:10:28
Colmsee, Helge 3 RUN
1:39:59
10 4:50:02

23 relay man, 5 relay woman, 27 relay mixed – 55 relay total

Im Gespräch mit Dr. Katrin Staude

Binz. (RO) Die junge und engagierte Archäologin kennt die Insel. Täglich begeistert sie Gäste und Einheimische mit geführten Wanderungen für Natur und Geschichte. Deshalb suchten wir nach einer ihrer Exkursionen das Gespräch mit ihr.     

Auf den Spuren der Vergangenheit: Dr. Katrin Staude

Was verbindet Sie mit der Insel Rügen?
K. Staude: Nun da waren meine Vorfahren. - Aber auch ich war, von Kindesbeinen an, oft mit meinen Eltern auf der Insel unterwegs. Neben dem Baden habe ich damals bereits besondere Plätze, wie die Hertha-Burg oder die Großsteingräber bei Lancken-Granitz für mich entdeckt. Da hat sich eine frühe Verbundenheit, ein Heimatgefühl, ausgeprägt.
Heute sind Sie jeden Tag mit geführten Wanderungen auf der Insel Rügen unterwegs. – Was würden Sie einem Gast auf der Insel Rügen empfehlen?
K. Staude: Einen sehr schönen Eindruck - durch die Zeiten hindurch – erhält man beispielsweise auf einer Wanderung von Hagen zum Königstuhl. Auf der Tour kann man nicht nur Burgwälle, Großsteingräber oder bronzezeitliche Hügelgräber, sondern auch einige naturkundliche Besonderheiten, wie Schlucklöcher oder einige Moore - wie das Teufelsmoor - erleben.
Zu den Rügen-Klassikern zählt aber immer noch das Kap Arkona mit seiner Tempelburg und eine Wanderung nach Vitt. Wer etwas ganz Besonderes erleben möchte, dem kann ich auch eine Tauchexkursionen in der Tromper Wiek empfehlen. Hier befindet sich ein riesiger Schiffsfriedhof mit an die vierzig Wracks, die sich antauchen lassen. Neben diesem archäologisches „Freiwassermuseum“ fasziniert eine Unterwasserlandschaft mit ihren Kreide-Schluchten. 
Und was würden Sie touristisch mehr in den Blickpunkt rücken wollen, um die Insel noch attraktiver für ihre Gäste zu machen?
K. Staude: Aus archäologischer Perspektive wäre die Realisierung eines Steinzeitzentrums für die Insel ein Zugewinn. Leider verfügen wir derzeit auf Rügen über kein Museum, welches alle Funde unter einem Dach vereint, obgleich es hier – wo die größte Dichte an Großsteingräbern in ganz Norddeutschland besteht und auch noch sehr gut erhaltene Hügelgräber und Burgwälle existieren - bedeutsame Funde und Befunde gab. Ein erster Schritt dazu wäre, dass es uns gelingt mehr Einheimische für ihre eigene Geschichte zu begeistern. Mehr Wertschätzung für unser kulturelles Erbe ist aber auch wichtig, um es vor Zerstörung zu schützen und für kommende Generationen zu bewahren.
Dann danken wir für das Gespräch. (Das Interview führte T. Seegert)
Ein Bericht von T. Seegert

Sassnitz. (RO) Wer die Insel für sich entdecken will, hat dazu reichlich Möglichkeiten. Aussichtspunkte – wie der Ernst-Moritz-Arndt-Turm auf dem Rugard oder das Jagdschloss in der Granitz - bieten sich als lohnende Wanderziele für uns an. Heutiges Ziel ist aber der Königstuhl in der Stubnitz.
Planung ist das halbe Leben: Wo parkt man sein Auto? Wie kommt man vom Königstuhl wieder zum Ausgangspunkt seiner Wanderung? Was nehmen wir als Proviant mit? Während die Sache mit dem Proviant schnell geklärt war – Wasser, Knäckebrot und Obst – hatte die Frage nach dem Startpunkt für die Wanderung eine weitaus größere Tragweite. Optimal schien uns der Start am Parkplatz Nr. 5. Dieser befindet sich noch hinter der Sassnitzer Kirche und direkt an der Straße zum Königstuhl. Der Vorteil: Obgleich sich bei einem Start von hier die ursprüngliche Wanderung auf dem Küstenwanderweg zu einer Länge von etwa 9,5 km verlängert, ermöglicht sie uns im Anschluss eine direkte Rückfahrt vom Königstuhl zum Parkplatz Nr. 5 mit einem Wanderbus. Er verkehrt regelmäßig etwa alle 30 Minuten.
Der Wanderweg ist bereits am Parkplatz ausgeschildert. Er verläuft nördlich des Wedding und man folgt der Richtung „Kreidefelsen“. Unser Weg trägt dabei als Markierung ein weißes Feld mit einem blauen Querstreifen. Bereits auf den ersten tausend Metern geht es tüchtig auf und ab. Zur Randbebauung mit der Stadt hat man allerdings erstaunlicherweise kaum Berührung, so dass man sich schon mitten in der Stubnitz wähnt. Eine der Ausnahmen: Der Heimattiergarten. Hier kann man noch einen rückwärtigen Blick auf das Wolfsgehege werfen. Übrigens war die Stubnitz für den Isegrim einst die letzte Zuflucht. Daher galt die Stubnitz noch lange Zeit als unpassierbar und lebensgefährlich. Was davon blieb ist u.a. die Bezeichnung der „Wolfsgrube“, wo man die Raubtiere mit Köder anlockte und ihnen dann mit Knüppeln und Steinen zu Leibe rückte...
Nachdem wir schon eine ganze Weile unterwegs waren – man verliert das Zeitgefühl! – erreichen wir eine vermeintliche Siedlung, die sich jedoch als Wendeplatz vom Wedding entpuppt. Ein Mitarbeiter des Nationalparks gibt uns freundlich Auskunft über alles was wissenswert ist.

Es ist wirklich so, wie man es aus vielen Reiseführern kennt...
Nun beginnt der Hochuferweg, die eigentliche Wanderung. Erster Aussichtspunkt ist die Blässe, eine Kreidewand. Der Blick auf die See wird belohnt, denn regelmäßig schippern Ausflugsboote Touristen die Kreideküste entlang. Dies allein ist Grund genug ein Fernglas einzupacken. Allerdings sollten man auf der Hut sein, wenn Einheimische diese Wanderung führen. Sie erkennen den Schiffstyp mitunter an seiner Silhouette und sagen die Namen am Bug voraus. Die Aussagen sorgen zunächst für erstaunte Gesichter, da man dem Ureinwohner – ungerechtfertigter Weise – zutraut einen schärfen Blick zu haben als der Gast. Überhaupt sind einheimische Führer für Überraschungen nie zu schade, doch: Die wenigsten laufen diese Strecke öfter als einmal in zehn Jahren. Auch sie können nicht mehr die Uhrzeit am Stand der Sonne sagen...
Die Piratenschlucht gilt bis heute als sagenumwoben. Und obgleich Störtebeker im Sommer tagtäglich seinen Kopf in Ralswiek verliert, hier soll er wirklich gehaust und auch seine Beute versteckt haben. Die Suche kann Erfolg haben, denn noch ist kein Goldschatz an dieser Stelle gehoben worden. Ein Abstieg ist – das sollten man in jedem Falle bedenken! – immer auf eigene Gefahr und der Weg, der vor uns liegt, noch sehr lang. Wir erreichen die Wissower Klinken. Sie werden immer wieder mit Caspar David Friedrich und seinem berühmten Gemälde in Verbindung gebracht. Doch: Obwohl es bis zum Absturz der bekannten Felsvorsprünge im Jahre 2005 durchaus Ähnlichkeiten gab, muss darauf verwiesen werden, dass der Romantiker nach seinen Skizzen später mit viel künstlerischer Freiheit malte. Dies macht bis heute eine korrekte Zuordnung unmöglich.

Den Augenblick geniessen...
Unser Weg geht weiter zur Ernst-Moritz-Arndt-Sicht. Benannt wurde sie nach dem wohl bekanntesten Rüganer. Oftmals umstritten, wird Arndt auf der Insel noch immer für sein großes Wirken als Heimatdichter und Sagensammler hoch verehrt. Nicht nur dieser Aussichtspunkt - auch der Turm auf dem Rugard, das Stadion und das Gymnasium in Bergen – tragen seinen Namen.
Über eine Holzbrücke führt uns der Weg nun über den Kieler Bach. Er stürzt als Wasserfall direkt in die Ostsee. Über den Kollicker Ort geht es zur kleinen Stubbenkammer, die südlich des Königstuhls gelegene Kreidewand, mit der Victoria-Sicht.

Der Blick vom "Freitritt" in die Tiefe - natürlich auf eigene Gefahr!
Sie erhielt ihren Namen nach dem Besuch des preußischen Königs, Wilhelm I., und seiner Schwiegertochter, Kronprinzessin Victoria, im Jahre 1865. Victoria war die Tochter der britischen Königin Victoria und die Frau von Friedrich III. – dem späteren „99-Tage-Kaiser“, der 1888 an Kehlkopfkrebs verstarb. 
Nun sind wir nur noch 5 bis 10 Minuten vom Königstuhl, dem Zielpunkt unserer Wanderung entfernt. Auf einem neu befestigten Weg erreichen wir den natürlichen Aussichtspunkt mit einer Höhe von 117,9 Metern. Woher der Name „Königstuhl“ kommt? Nach einer Legende, wurde der zum König, der seeseitig die Felswand erklomm und sich auf einen Stuhl setzte, der sich auf dem Aussichtspunkt befand. Von derartigen Versuchen ist allerdings abzuraten, da diese Unterfangen lebensgefährlich sind...       
 
Ein Bericht von T. Seegert

Groß Zicker. (RO) Zu den sehenswerten Landschaften Rügens zählt Mönchgut. Die Halbinsel im Südosten des Eilandes ist durch seine abwechslungsreiche Vielfalt auch bei Wanderern sehr beliebt.  
Bewusst haben wir uns zu einer Erkundung der Halbinsel entschieden. Sie verdankt ihre eigenwillige Landschaft der Eiszeit und lädt mit den Höhenzügen der „Zickerschen Berge“, den schroffen Tälern und der Küste des Greifswalder Boddens zu einer Exkursion.
Unser Ziel ist dabei zunächst Groß Zicker. Das Dorf liegt unterhalb des 66 Meter hohen Bakenbergs und geht auf eine alte slawische Siedlung zurück, die man heute namentlich mit Meisenort übersetzen könnte. Linkerhand befindet sich im Ortseingangsbereich der letzte Parkplatz. Von hier aus führt uns der Weg zunächst an die Dorfkirche.

Die Kirche von Groß Zicker

Das im klassischen Backstein erbaute Gotteshaus verfügt über ein Feldsteinfundament und einen markanten Turm aus Fachwerk, welches mit Holz verschalt ist. Der Bau ist frei zugänglich und besticht durch die Schlichtheit seiner Ausstattung.
Weiter geht es auf der gepflasterten Dorfstraße, die von vielen – mit Rohr gedeckten – Häusern gesäumt wird, bis zum Pfarrwitwenhaus.

Das Pfarrwitwenhaus
Hierbei handelt es sich um ein eingeschossiges verputztes Fachwerkhaus (Sachsenhaus). Der regelmäßig zu pflegende Teil der Fachungen bietet an einer Stelle, die witterungsbedingt aufgebrochen ist, einen Blick auf die Fachung mit den Lehmstaken. Das Gebäude ist ebenfalls zugänglich.
Unsere Exkursion geht weiter durch den Ort bis zum Gasthaus „Taun Hövt“. Hier beginnt das Naturschutzgebiet Mönchgut mit seiner Teilfläche Zicker. Nun müssen auch Radfahrer auf ihren geliebten „Drahtesel“ verzichten, um einen einzigartigen Lebensraum zu schützen. Denn die Zickerschen Berge gehören zu einem der niederschlagärmsten Gebiete der deutschen Ostseeküste. So konnte ein etwa 300 ha großes Trockenrasengebiet entstehen, dass durch Beweidung und Boden (von Kreide über Sand bis Geschiebemergel) auch einen Artenreichtum hervorgebracht hat. Grasnelke, Bergsandglöckchen, Frauenflachs, Großer Ehrenpreis oder Johanniskraut – hier kann man sie finden! Ein Weg führt hinauf zu den Zickerschen Bergen. Die auf den Anhöhen befindlichen Bänke laden zu einer Rast und bieten dazu einen weiten Blick über das Land. Die Bestimmung des Kirchturms von Bergen ist genauso unkompliziert, wie das Erkennen des Jagdschlosses Granitz.
Wahlweise lässt sich der Weg nach Gager oder der Weg zum Nonnenloch und Svantigard - am Zickerschen Höft – einschlagen. Beide Wanderwege haben ihre Reize. Wir haben uns letztlich für den Weg zum Nonnenloch entschieden. Wohl, weil andere Wanderer meinten, dass sich hier in grauer Vorzeit die Nonnen aus Bergen mit den Mönchen der Halbinsel verabredet hätten. Die Geschichte klang gut und die Landschaft hatte uns mit ihren Reizen belohnt...

Blick über Groß Zicker nach Klein Zicker
Geübten Wanderern kann auch eine Umrundung des Zickerschen Höft´s empfohlen werden. Dies ist allerdings auch von der dafür benötigten Zeit abhängig. Wir denken, eine Wanderung vom Parkplatz direkt zum (ausgeschilderten) Bakenberg, den Kammweg über die Zickerschen Berge in Richtung Nonnenloch und zurück nach Groß Zicker erfüllen mit 8 Kilometern auch anspruchsvollere Wanderer. Dies liegt aber immer im Ermessen des Aktiven. Zu bedenken ist, dass in jedem Falle – durch die sandigen Auf- und Abstiege – an festes Schuhwerk gedacht wird. Eine Rast sollte, wie beschrieben, vorgesehen werden. Dann steht auch dem Erlebnis einer Erkundung nichts mehr im Weg.