Greifswald. (RO) Nun ist es passiert, ich bin zum ersten Mal Fremd gegangen.
Wenigstens bin ich dem Gewässer treu geblieben, denn das Boddenschwimmen
findet wie das Vilmschwimmen im Greifswalder Bodden statt.
Und
die Distanz ist fast die gleiche: 2,6 km. Der Termin ist einen Monat
früher. Vom Wetter her ein Volltreffer. Bei dem knackigen Sommerwetter
greifen die Schwimmer eher nach Sonnenmilch als nach Melkfett.
Die
schattigen Plätze auf der Südmole in Greifswald Eldena sind gefragt.
Hier legte der Greifswalder Turnerbund im Jahr 1921 den Grundstein für
das Boddenschwimmen. Der Fluss Ryck mündet an dieser Stelle in die
Dänische Wiek, einer kleinen Bucht im Greifswalder Bodden. Gratis zu den
20 Euro Startgebühr ein Finisher-Shirt aus Baumwolle mit Aufdruck: DLRG
Ortsgruppe Greifswald, welche das Boddenschwimmen heute organisiert.
Die "Stubnitz" |
Nach
der Einweisung setzt uns die Stubnitz nach Ludwigsburg über. Auf dem
sonnigen Deck begutachten wir die mit orange-roten Bojen abgesteckte
Schwimmstrecke. Ein Zick Zack Kurs ist nötig, um auf 2,6 km zu kommen.
So werden wir verschiedenen Strömungen ausgesetzt sein. Die See ist bei
mäßigem Wind nur leicht bewegt. Und bei 23 Grad Wassertemperatur dürfte
es keine Schwerstarbeit werden.
Die DLRG ganz vorn mit dabei |
Der Bodden hat 23 Grad Wassertemperatur |
In Ludwigsburg erwartet uns einer dieser kleinen
Strände. Im Wasser schimmert grüner Plankton. Aber da sehen wir
Freiwasserschwimmer drüber weg und freuen uns, dass es pünktlich
losgeht.
Wir laufen vom Strand aus ins Wasser, stürzen uns in die
Fluten und hauen tüchtig rein. Klar kollidiert man hier und da, aber mit
ein bisschen Rücksicht finden wir gut ins Geschehen. Das Schwimmen ist
auf 160 Starter limitiert, was mir jetzt angebracht erscheint.
Wir
schwimmen geradenwegs in die Bucht. Von Boje zu Boje bis zu einem
Bojentor habe ich da die eine oder andere Berührung mit anderen
Schwimmern. Aber das ist so, wenn man den kürzesten Weg wählt. Durch das
Bojentor hindurch und dann scharf links parallel zu den Seitenufern auf
das Ende der Bucht zuhalten.
Jetzt ist es um mich ruhiger. Sicher
fühle ich mich auch, denn zahlreiche Boote begleiten das Schwimmen.
Unter anderem habe ich Organisatoren vom Vilmschwimmen gesichtet. Ja, in
der Szene hilft man sich über die eigenen Ufer hinaus.
Der Strich
der Bojen zieht sich hin, die Arme erschlaffen, Müdigkeit kommt über
mich. Plötzlich sind links und rechts und vor mir wieder Schwimmer. Ich
halte eine gute Weile mit ihnen mit, doch kurz bevor wir auf Höhe der
Flussmündung sind, reihe ich mich hinter ihnen ein.
Wir biegen
rechts ab und schwimmen die letzten paar hundert Meter direkt auf die
Flussmündung des Ryck zu. Unter den Zuschauern auf der Südmole ist auch
meine Frau Gabi. Sie sagt später, dass ich erschöpft aussah, als ich in
den Ryck eingeschwommen bin. Naja, ich kann es auch auf die
Gegenströmung des Flusses schieben…
Aber ich schwamm so stark,
dass mir auf den letzten Metern die Badekappe vom Kopf glitt. Die Zeit
wurde im Wasser genommen, in dem wir den am linken Handgelenk
mitgeführten Chip gegen eine der beiden über dem Wasser angebrachten
Aufnahmescheiben hielten. Wir stiegen entspannt über die Leiter aus dem
Wasser, ließen uns das gelbe Handtuch um die Schulter legen und einen
Becher Tee reichen.
Meine Zeit von 1h7min24sec war vergleichsweise
langsamer als beim Vilmschwimmen. Aber hier waren es hundert Meter
mehr, vielleicht war die Gegenströmung stärker oder bin ich noch nicht
so gut in Form? Bis zum Vilmschwimmen sind es ja noch fünf Wochen…
Erst einmal eine Stärkung |
Nach
dem Schwimmen lösten die Boddenschwimmer ihre Essenmarke für eine
Portion Nudeln mit Wurstgulasch ein. Ein tolles Erlebnis und die
Nachstimmung hielt sich auch bei der brütenden Mittagshitze eine ganze
Weile.
Wer in Greifswald noch wollte, besuchte nach der
Siegerehrung das Hafenfest in Wieck, gleich am Rande der Südmole an der
Mündung des Flusses Ryck.
Es gibt ja in Mecklenburg
Vorpommern den Allrounder-Cup im Freiwasserschwimmen. Wer an drei
Schwimmen teilnimmt, bekommt schon Bronze. Gold gibt’s für fünf. Ist auf
jeden Fall eine Überlegung wert und toller Anreiz für die Schwimmer.
Die Auswertung dazu gibt es am 24. August beim letzten
Wertungsschwimmen in Lauterbach. Also ich sag denn mal, spätestens bis
zum Vilmschwimmen.