Ein Bericht von Dirk Liedtke

Binz. (RO) Gegen 6:00 Uhr morgens setzte der Regen ein. Und er hielt an. Es goss auch um 10:00 Uhr, als die Profis als erste das Rennen aufnahmen. Mit 1,9 km Schwimmen sollte es losgehen. Doch das wurde gestrichen. Nein, nicht der Regen, der jetzt auch noch von Gewittergrummeln untermalt wurde, war schuld. Sondern der scharfe Nord-Ost, der seit ein paar Tagen bis zu zwei Meter hohe Wellen an den Binzer Strand warf. Da war nix mit Schwimmen. Ich hatte es tags zuvor probiert und war ständig von der Richtung abgekommen.

Und jetzt? Stand die Veranstaltung auf der Kippe? Nein. Der immense Organisationsaufwand in Binz und auf Rügen wurde trotz der Wetterkapriolen mit Bravour gemeistert. Das für den Laien recht streng anzusehende Reglement einer Triathlon-Veranstaltung mit Profibeteiligung schreibt alles Mögliche bis ins Detail vor. Das muss auch so sein, der Sicherheit aller und des geordneten Ablaufs wegen. Aber in Binz und auf Rügen nahm man sich einer solch großen Veranstaltung mit 1 300 Teilnehmern zum ersten Mal an. Es mussten zum Beispiel Straßen gesperrt, Strecken markiert, Wechselzonen errichtet, ein zeitlich genau terminierter Ablaufplan erstellt und hunderte an einheimischen Helfern gewonnen werden. Schon das Lesen der Informationsblätter hatte bei mir eine Stunde gedauert.
11.00 Uhr: Start bei strömendem Regen auf der Binzer Promenade
Es griff Plan B: Der Schwimmpart wurde zum Lauf umgewandelt. Um 11:00 Uhr stand ich als Startläufer der Staffel Rügen-Outdoor-Club mit den anderen Staffelstarten und den Triathleten der Altersklasse M 35-39 unter strömendem Regen auf der Binzer Strandpromenade. Wir gehörten zum letzten Block von insgesamt 8 Startblöcken. Laufen war mir zwar vertrauter als Schwimmen, aber ich hätte mich heute lieber in die Ostseewellen gestürzt. Ging halt nicht. Bei den anstehenden  5 km wollte ich natürlich Franko und Helge so gut es ging vorlegen. Wow, das ging gleich ordentlich los. Ist wohl so, dass das Warmlauftempo der meisten Triathleten meinen 5 km Wettkampftempo entspricht. Nun denn, die Hatz führte die gepflasterte Strandpromenade nord-westwärts entlang.

Den Pfützen ausweichen lohnte nicht...
Den Pfützen auszuweichen lohnte nicht, da eh schon alles vom Regen aufgeweicht war. Jetzt kamen auch noch ordentliche Portionen Schweiß dazu. Nach 2 km führte der Kurs links ab und schickte uns über Waldboden, prima aufgeweicht und mit richtig großen Pfützen. Egal, auch da ging es mittendurch. Die letzten zwei Kilometer führten dann wieder geradenwegs auf der Promenade zurück, links grüßte die Ostsee mit weißen Wellenkämmen. Leider konnte ich auf dem letzten km nicht mehr zusetzten. Ich war froh, als es hinunter auf den Strand in die mit Zelten bebaute und mit Bändern und Zäunen abgesteckte Wechselzone ging.
Franko in der Wechselzone. Gleich beginnt der 90 km - Ritt.
Da erwarteten mich schon Franko und Helge. Gemeinsam fummelten wir den Zeitmesschip von meinem Fuß und kletteten ihn an Frankos. Der musste jetzt den Strand, die Düne und eine über die Promenade aufgebaute Gerüstbrücke hoch laufen, um in die Bike-Wechselzone zu gelangen. Dort hieß es Schuhe an, Helm auf, Bike aus der Zone schieben, aufsteigen und fahren: 90 km über zwei Runden. Und es regnete immer noch, wahre Schauergüsse gingen nieder. Das machte das Fahren richtig riskant. Einige Stürze und Ausfälle gab es, Triathlon ist ein hartes Sportgeschäft. Franko legte locker los. Die Fahrt ging über Prora, Bergen, Putbus und Zirko zurück nach Binz. Ein kurvenreicher Kurs mit einigen Höhenmetern. Und natürlich nassen Straßen und dem Nord-Ost. Im trockenen Zelt auf dem Binzer Strand fieberten wir mit, ob denn auch alles gut gehen würde?        

Kampf am Klünderberg, Franko kurz vor dem Wechsel
„Mir ging es auf der Strecke wirklich super. Ich hatte mir das Rennen gut eingeteilt. Locker losfahren und dann steigern ist jedoch nicht ganz aufgegangen. Auf der zweiten Runde hab ich bisschen verbummelt – hatte mich bisschen durch das permanente und mich natürlich erfreuende Überholen einlullen lassen und es fehlte bisschen der Biss. In der ersten Runde wurde ich wenigstens von den ersten Profis überholt, was mich anspornte, aber nicht verleitete zu überpesen. Na ja, der Wind in der zweiten Runde war auch stärker. Also alles supi. Ach so ja, das Wetter – ja Wetter hatten wir – aber hat uns das wirklich gestört – wir sind doch ein Iron Team!“
Wir erwarteten Franko in der Wechselzone am Strand, wohin er wieder zurücklaufen musste. Klasse, Franko hatte einige Platzierungen gut machen können. Jetzt wieder den Zeitmesschip umkletten und Helge war dran. Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen und die Sonne kam spätsommerlich durch. So waren die Bedingungen für die Halbmarathonläufer recht gut. Helge setzte den Strand hinauf auf die Promenade. Vier Runden musste er laufen, um auf 21,1 km zu kommen. Für ihn hieß das vor allem: die Kräfte gut einteilen. Aber es gab auch reichlich Ansporn am Streckenrand, denn an der Promenade standen die Zuschauer dicht gedrängt und heizten den Athleten ordentlich ein. Wir mischten uns natürlich darunter. Es hatte hohen Unterhaltungswert, die Triathleten vom Profi bis zum Freizeitsportler aus der Nähe zu erleben. Und jedes Mal, wenn Helge vorbeikam, feuerten wir ihn natürlich besonders kräftig an.

Helge auf der Strandpromenade. Schnappschuß beim Anfeuern.
„Die Laufstrecke war in Teilen auf Höhe MZO-Gelände durch den aufgeweichten Boden nur langsam zu durchlaufen. Habe versucht, an den Getränkestationen etwas mit dem Puls runterzukommen und habe mich ordentlich verpflegt. Durch die enge Laufstrecke war das Überholen schwierig. Da man Einzelstarter, die schon viel mehr in den Knochen hatten, überholen konnte, hat man die Orientierung der eigenen Zeit etwas verloren, sozusagen ging es mir da wahrscheinlich wie Franko. Der Zieleinlauf war zum Schluss ganz witzig. Ich habe euch wirklich nicht gesehen und war zu sehr auf meinen Vordermann fixiert. Als er mich 2 km vor dem Ziel sah, hat er Gas gegeben und ist 4sek vor mir als Achter in Ziel gekommen. Ich hätte jedenfalls Lust auf eine Wiederholung, nächstes Jahr mit Schwimmen!“
Endlich am Ziel. Freude über das Erreichte.
Bravo! Helge erreichte eine neue persönliche Bestzeit im Halbmarathon und auch er konnte einige Platzierungen gut machen, so dass wir als siebente reine Männerstaffel und als neunte Staffel gesamt einkamen – auf jeden Fall unter die Top ten! Außerdem war unsere Staffel vom Rügen-Outdoor-Club die schnellste Staffel von Rügen! Das macht uns stolz und wir bedanken uns bei Torsten, der uns zusammengebrachte sowie im Vorfeld und auch vor Ort in allen Belangen hervorragend unterstützte.

Results Agegroup Women/Men
IRONMAN 70.3 Rügen 2014
IRONMAN 70.3 Rügen Relay
INOFFICIAL RESULTS
Relay Man
Rügen Outdoor Club
1274
4:50:02
7
Liedtke, Dirk 1 SWIM (RUN)
0:23:44
12 0:23:44
Adam, Franko 2 BIKE
2:37:19
5 3:10:28
Colmsee, Helge 3 RUN
1:39:59
10 4:50:02

23 relay man, 5 relay woman, 27 relay mixed – 55 relay total