Binz. (RO) Zweifelsohne war die Vorfreude zu einer Wanderung in der Granitz groß. Hier gibt es viele lohnende Wanderziele. Ob Schwarzer See, Jagdschloss oder Großsteingräber – nichts würde unentdeckt bleiben. Die Sachen gepackt, bequeme Schuhe angezogen und für den Ernstfall – einen leichten Schauer – auch eine Regenjacke im Rucksack verstaut. Treffpunkt: 10:30 Uhr vor der Kurverwaltung Binz.
Leider kamen - zu meiner Enttäuschung - zu wenige Interessenten zusammen, so dass ich schon um das Erlebnis einer geführten Wanderung mit einer engagierten Archäologin, Dr. Katrin Staude, zu bangen begann. Doch diese Befürchtung stellte sich schnell als unberechtigt dar. Kurzerhand machte sie den Vorschlag einfach das Beste daraus zu machen: Eine Exkursion in die nähere Umgebung. Spontan entschied sie sich für eine kleine Führung zum Schmachter See, von dort über den Zinglings-Berg um dann – mit einem kleinen Ausflug in die Granitz – einen Bogen zu schlagen. Natürlich blieb etwas Verunsicherung bestehen, denn: Was wollte man da groß zeigen oder erzählen? Schließlich kennt man den Schmachter See, ist unzählige Male am Zinglings-Berg mit dem Auto vorübergefahren...
Am Schmachter See |
Nun, das überraschte dann doch: Denn ausführlich, spannend und anschaulich berichtete Katrin Staude zur Entstehung des Sees, seiner Entwicklung, der Sanierung und dem Tierreichtum. So werde ich wohl auch den Schmachter See zukünftig ganz anders betrachten als bisher. Denn auch die Erklärung, warum das Seebad Binz auf Sand gebaut ist, war mir von der geologischen Ursache nicht bewusst.
Kirche in Binz |
Als nächstes wandten wir uns dem Zinglings-Berg zu. Naja, da wurden die Bäume abgenommen. Die Kirche ist nun gut zu sehen und ein paar Arbeiter sorgten dafür, das auch der Rasen für die Besucher gepflegt erschien. Den schrägen Weg hinauf und weiter ging es einen Pfad hinter der Kirche entlang. Nun muss ich eingestehen, dass ich hier noch nie gewesen war. Und: Leider ist man – selbst als Rüganer - blind für die schönen und interessanten Dinge geworden. Denn die Hügelgräber, die Archäologen wahrscheinlich auf einen Blick vermuten würden, ließ ich zunächst links liegen. Doch – fachkundiger Hilfe sei Dank – wurde uns schnell klar, dass wir hier vor uns die eine oder andere Besonderheit hatten. Mittels Skizzen erklärten sich Aufbau und Anlage der Hügelgräber, wie von selbst. Um nicht die Bodendenkmale zu bemühen, zauberte Katrin Staude dann auch noch aus ihrem Rucksack das eine oder andere Fundstück. Dann erklärte sie, wie man Werkzeuge und Waffen – insbesondere Pfeilspitzen – herstellte und auch das Vorkommen der erst durch Menschenhand entstandenen Artefakte. Wahrscheinlich werde ich nie wieder an einem Hügel vorüber gehen, ohne mir Gedanken zu machen, was sich darunter befinden könnte...
Dr. Katrin Staude zeigt originale Fundstücke |
Nun verließen wir wieder den Zinglings-Berg in Richtung Strand. Ein kleiner Ausflug in die Waldung der Granitz stand bevor. An einem Stein, der die Schlussfolgerung einer Bearbeitung durch Menschen zuließ, kamen wir auch auf die Zerstörung von Großsteingräbern und Hügelgräbern zu sprechen. Sie dienten vielfach als Steinbruch für Fundamente, ganze Häuser oder Landstrassen. Dann machten wir auch an totem Holz noch eine nachhaltige Entdeckung. Ein Pilz, der sich ideal zum Feuer machen geeignet hätte. Nun musste Katrin Staude aber doch abwinken, schließlich befanden wir uns in einem Naturschutzgebiet.
Eigentlich schade, dachte ich bei mir. Nicht auszudenken, wenn nicht Samstag gewesen wäre. Ja, stimmt Katrin Staude ein, leider sind Wanderungen an einem Samstag immer mit etwas Risiko verbunden. Schließlich ist An- und Abreise. Ich bin schon gespannt auf meine nächste Wanderung mit der Archäologin. Ob vom Kap Arkona zum Dorf Vitt, in den Forst Prora oder durch die Granitz? Ich weiß es noch nicht genau. Dann werde ich aber Freunde einladen, denn leider kennen auch wir Rüganer unsere Insel noch nicht so gut...